GEBURTSALLIANZ ÖSTERREICH

Als babyfreundlich bezeichnet die GEBURTSALLIANZ ÖSTERREICH eine Umgebung, einen Umgang und Rahmenbedingungen, die die Bedürfnisse des Babys vor, während und nach der Geburt, sowie in der Stillzeit und frühen Kindheit adäquat beantwortet und erfüllt werden. Zusammengefasst heißt das: So wie ich mit Respekt und Würde behandelt werden will, wenn ich in einer derart abhängigen und hilflosen Lebenslage bin wie ein neugeborenes Baby, so werde ich auch diesen neuen, kleinen Menschen behandeln. Die Annahme, dass das kleine Baby nichts mitbekommt vom Umgang mit ihm oder sich nicht erinnert an Schmerzen in dieser frühen Lebensphase, ist längst überholt. Wir wissen heutzutage, dass das Unterbewusstsein alles aufzeichnet und die Körper-Erinnerung und das Zellgedächtnis alles abspeichern.

BABYFREUNDLICH beinhaltet vorallem:

  • Das Baby darf den Zeitpunkt seiner Geburt selbst bestimmen, ausser wichtige, medizinische Gründe sprechen dagegen.
  • keine Trennung von Mutter und Kind, ausser es ist aus medizinischen Gründen absolut notwendig.
  • die Achtung und Wahrung des Geburtsmoments und des ersten Blick- und Hautkontakts: Dieser Moment gehört der MUTTER!
  • erste Momente des Betrachtens und Kennenlernens, sowie Bindungsaufbau sind aufgrund des Rückzugs des medizinischen Personals möglich.
  • das Baby kann sich am (nackten) Körper der Mutter nach der Geburt beruhigen.
  • die ersten Stunden verlaufen ohne Störung durch medizinische Routinemaßnahmen und
  • ungestört im Kreis der kleinen neuen Familie (Mutter, Vater, Baby, Geschwister), eventuell eine einfühlsame Hebamme.
  • der behutsame und respektvolle Umgang mit dem Baby durch das medizinische Personal.
  • keine hektische Atmosphäre, sondern Ruhe und Gelassenheit, leises, langsames Sprechen im Geburtszimmer.
  • auf Signale und Rufe des Babys unmittelbar und feinfühlig reagieren. Babys sind auf ihre Art voll kommunikationsfähig.
  • kein Klaps auf den Popo
  • kein Verkehrt-herum aufhängen an den Füssen
  • kein Fiebermessen im Popo
  • kein unnötiges Absaugen von Mund, Nase und Rachen
  • Respekt vor dem mütterlichen und kindlichen Bedürfnis, zusammen zu bleiben und gemeinsam z.B. zu einer Untersuchung zu gehen
  • Bedding-In ermöglichen und fördern: Mütter ermutigen, ihr Baby im eigenen Bett nah am Körper schlafen zu lassen.
  • das Baby darf in seiner Zeit mit dem ersten Ansaugen an der Mutterbrust beginnen.
  • praktische Umsetzung des stillfreundlichen Konzepts der WHO/UNICEF
  • kein Zufüttern durch Ersatznahrung, kein Wegtragen, keine Verabreichung von Medikamenten ohne Zustimmung der Mutter, Vater oder Bezugsperson.
  • restriktiver Umgang mit Medikamentenverabreichung (z.B. Antibiotika)
  • keine Genitalverstümmelung an Mädchen oder Buben
  • volle Aufklärung, Information und unabhängige Beratung über die Vor- und Nachteile des Impfens
  • Bindung zwischen Mutter, Vater und Kind fördern
  • weiterführende Beratungstellen, Ansprechpersonen und Fachliteratur rund um Umgang mit Neugeborenen, Stillen, Bindung und Kindererziehung bereitstellen

Definition der WHO/UNICEF – Zehn Schritte zum stillfreundlichen Krankenhaus

Schritt 1: Schriftliche Stillrichtlinien haben, die mit allen MitarbeiterInnen regelmäßig besprochen werden.
Schritt 2: Alle MitarbeiterInnen so schulen, dass sie über die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten für die Umsetzung der Stillrichtlinien verfügen.
Schritt 3: Alle schwangeren Frauen über die Bedeutung und die Praxis des Stillens informieren.
Schritt 4: Den Müttern ermöglichen, unmittelbar ab Geburt ununterbrochenen Hautkontakt mit ihrem Baby zu haben, mindestens eine Stunde lang oder bis das Baby das erste Mal gestillt wurde.
Schritt 5: Den Müttern korrektes Anlegen zeigen und ihnen erklären, wie sie ihre Milchproduktion aufrechterhalten können, auch im Falle einer Trennung von ihrem Kind.
Schritt 6: Neugeborenen weder Flüssigkeiten noch sonstige Nahrung zusätzlich zur Muttermilch geben, außer bei medizinischer Indikation.
Schritt 7: 24-Stunden-Rooming-in praktizieren – Mutter und Kind bleiben Tag und Nacht zusammen.
Schritt 8: Zum Stillen nach Bedarf ermuntern.
Schritt 9: Gestillten Kindern keine künstlichen Sauger geben.
Schritt 10: Die Mütter auf Stillgruppen hinweisen und die Entstehung von Stillgruppen fördern.

Kliniken, die alle 10 Schritte umsetzen und keinerlei Werbung für industriell hergestellte Säuglingsnahrung machen, werden als „Baby friendly Hospital“ ausgezeichnet.